... Das schien Alice eine gute Gelegenheit, sich aus dem Staub zu machen; sogleich lief sie los und rannte, bis sie ganz matt und atemlos war und den Hund nur noch schwach in der Ferne bellen hören konnte.
"Trotzdem war er ein süßer kleiner Hund!" sagte sie, während sie sich gegen eine Butterblume lehnte und sich mit einem Blatt Kühlung zufächelte. "Ich hätte ihm gern ein paar Kunststücke beigebracht, vorausgesetzt, daß ich dazu groß genug gewesen wäre. Ach du meine Güte, ich hab fast vergessen, daß ich unbedingt größer werden muß! Wie soll ich das nur anstellen? Wahrscheinlich muß ich irgendwas essen oder trinken. Aber was? Das ist die Frage."
Das war wirklich die Frage. Forschend betrachtete Alice sämtliche Blumen und Gräser in ihrer näheren Umgebung, vermochte aber nichts zu entdecken, was etwa zum Essen oder Trinken geeignet wäre. Unweit von ihr entfernt stand ein Pilz, ungefähr so groß wie sie. Sie ging zu ihm hin, musterte seinen Hut von unten, spähte rechts und links an seinem Stengel vorbei, warf einen Blick hinter ihn und dachte dann, daß sie ebensogut mal nachsehen könnte, was oben drauf wäre.
Sie stellte sich also auf die Zehenspitzen und lugte über den Rand. Da begegnete ihr Blick dem einer großen blauen Raupe, die mit gekreuzten Armen auf dem Pilzhut saß, gelassen eine lange Wasserpfeife rauchte und nicht die geringste Notiz von Alice oder sonstwem nahm.
Die Raupe und Alice starrten sich ein Weilchen wortlos an.
Dann nahm die Raupe die Pfeife aus dem Mund.
"Wer bist du?" erkundigte sie sich gelangweilt und mit schläfriger Stimme.
Diese Eröffnung der Unterhaltung war nicht gerade ermutigend. "Ich weiß es nicht so genau, mein Herr", antwortete Alice ziemlich kühl, "wenigstens augenblicklich nicht. Ich weiß, wer ich war, als ich heute morgen aufstand, aber ich glaube, daß ich mich seitdem mehrfach verwandelt habe."
"Was meinst du damit?" fragte die Raupe streng. "Erkläre dich deutlicher!"
"Ich fürchte, daß ich mich nicht erklären kann, mein Herr", erwiderte Alice. "Denn sehen Sie – ich bin nicht ich."
"Das sehe ich nicht", stellte die Raupe fest.
Bedauerlicherweise kann ich das nicht klarer ausdrücken", sagte Alice sehr höflich, "denn ich verstehe mich nicht mehr; zudem ist es reichlich verwirrend, an einem einzigen Tage so viele verschiedene Körpergrößen zu erleben."
"Nein, ist es gar nicht", sagte die Raupe.
"Nun, vielleicht haben Sie das noch nicht durchgemacht", setzte Alice ihr auseinander. "Aber wenn Sie sich verpuppen – das werden Sie nämlich eines schönen Tages tun müssen – und sich danach in einen Schmetterling verwandeln, werden sie sich doch wohl auch ein bißchen merkwürdig vorkommen, nicht wahr?"
"Keine Spur", erwiderte die Raupe.
"Möglich, daß Sie andere Empfindungen dabei haben", gab Alice zu. "Ich weiß nur eines – ich komme mir jedenfalls sehr merkwürdig vor."
"Ja, du!" murmelte die Raupe verächtlich. "Aber wer bist du denn eigentlich?"
Lewis Carroll
Alice im Wunderland
Sabine Pfeifer
1964 geb. in Offenbach
1989- 1996 Studium an der staatlichen Akademie der bildenden Künste in Karlsruhe
bei Jürgen Paatz, Andreas Schulze, und bei Meuser
1995 Meisterschülerin
Einzelausstellungen
1995 Artaque, Karlsruhe (Produzentengalerie)
»Wunderbare Welt der Schwerkraft«
2002 Galerie Philipp March, Stuttgart, zusammen mit Hans-Peter Stark
Ausstellungsbeteiligungen seit 96, Auswahl
1996 Kunstverein Speyer
Glashaus Durlach (Produzentengalerie)
Meisterschüler, Schloß Bruchsal (Katalog)
1998 Hospitalhof, Stuttgart (Katalog)
Kunstverein Karlsruhe
Lousianaring (Produzentengalerie)
1999 Glashaus Durlach
2000 Künstlerbund Baden-Württemberg (Katalog)
Miniatur 2000, Flora Westfalica (Katalog)
Studienaufenthalt auf Kuba
Mitwirkung bei »Loony« (Independent-Filmprojekt, z-movies)
2001 Glashaus Durlach
Studienaufenhalt in Borneo und Singapur
Künstlerbund Baden-Württemberg (Katalog)
BOSCH WorkArt, Stuttgart (Katalog)
2002 Präsentation auf der Art Frankfurt, Galerie Philipp March, Stuttgart
Studienaufenthalt in Indien und Sri Lanka
Performance zu Ausstellung von Uli Tillmann, Orgelfabrik Durlach
2003 Präsentation auf der Art Frankfurt, Galerie Philipp March, Stuttgart
Studienaufenthalt in Guatemala, Honduras und Belize
2004
Präsentation auf der Art Frankfurt, Galerie Philipp March, Stuttgart
Coverbild für Dancefloorprojekt Âme: Nia/Ojomo
Ateliers Ouverts Karlsruhe/Strassbourg
Künstlerbund Baden-Württemberg (Katalog)
Coverbild für Âme: Mifune/Shiro
2005
Studienaufenthalt in Panama und Costa Rica
Künstlerbund Baden-Württemberg (Katalog)
Coverbild für Âme: Kuma/Engoli
Ateliers Ouverts Karlsruhe/Strassbourg
2006
Studienaufenthalt in Sulawesi und Flores, Indonesien
Polygalerie Karlsruhe, Einzelausstellung
"schwarzweissbunt" , Elaboratorium Karlsruhe, mit Dirk Wilenz
2007
Studienaufenthalt in Bali und Sulawesi, Indonesien
UND#2, Plattform zur Präsentation von Kunstinitiativen, Karlsruhe
"out Put Put", Parallelveranstaltung zur Documenta, Studio 15, Kassel
"strandgut.", Elaboratorium Karlsruhe, mit Belarmino Barros
"Candomblé", Wohnungsgalerie Michael Herrmann, Einzelausstellung
2008
UND#3, Plattform zur Präsentation von Kunstinitiativen, Karlsruhe
"raumMalerei", Kunst.Vorarlberg, Feldkirch, Österreich
"das kleine format", Galerie Clemens Thimme, Karlsruhe
2009
Studienaufenthalt in Madagaskar
UND#4, Plattform zur Präsentation von Kunstinitiativen, Karlsruhe
Preise und Stipendien
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